Niederlausitzer Fundgrube

Neueste Nachrichten - Fürstlich Drehna – Herrschaftseinführung 1884

„Neueste Nachrichten für die Städte Kirchhain, Dobrilugk, Sonnewalde, Finsterwalde und deren Amtsgerichtsbezirke“



21.08.1884

Wie aus Fürstlich-Drehna gemeldet wird, fand daselbst am 12. d. Mts. der feierliche Einzug des neuen Besitzers der Standesherrschaft, des Herrn Wätjen mit seiner jungen Gemahlin, statt, der von jetzt ab das Schloß dauernd bewohnen wird. Schon lange vorher waren die umfassendsten Vorbereitungen getroffen worden. Maler, Tapezierer, Tischler etc. sind schon seit ca. 8 – 10 Wochen mit der Restaurirung des Schlosses beschäftigt, welches jetzt in seinem Innern eine seltene Eleganz und eine prachtvolle Ausstattung zeigt. Der hiesige Männer-Gesangsverein übte schon seit einigen Wochen Begrüßungs- und Willkommens-Gesänge ein, während Jung und Alt auf´s Eifrigste bemüht war, die Eingänge des Schlosses und des Dorfes mit Guirlanden und Kränzen zu schmücken. Transparente mit sinnigen Inschriften schmückten die Eingänge des Dorfes und des Schlosses; sehr schön waren der Marktplatz und der Schloßhof geschmückt. Aus Nah und Fern waren, begünstigt durch das herrliche Wetter, Betheiligte und Neugierige in großer Zahl herbeigeeilt, theils um die neue Gutsherrschaft zu beglückwünschen, theils um das seltene Schauspiel eines Dorffestes mitzuerleben. Gegen 6 Uhr Nachmittags sollte die Ankunft erfolgen. Alles harrt erwartungsvoll und spannend, bis endlich die Glocken vom Thurme dem jungen Paare den ersten Willkommensgruß feierlichst entgegenläuten. Schon bei dem Uebertritt in das Drehnaer Gebiet empfing die Einziehenden an einer herrlichen Ehrenpforte ein als Waldfee gekleidetes kleines Mädchen, dem jungen Paare in passenden Versen den ersten Gruß und die ersten Blumen darzubringen. Am Eingang zum Schloßhofe bildeten der Kriegerverein, die Beamten der Gutsherrschaft und die Schulkinder Spalier. Mit kurzen, zu Herzen dringenden Worten begrüßte hierselbst der Herr Ortspfarrer das junge Ehepaar, ihm Gottes Segen und viel Glück wünschend. In einem sinnigen Gedichtchen beglückwünschte auch ein junges Mädchen die Einziehenden. Ein kräftiges Hoch brachte der Vorstand der Gemeinde Drehna dem jungen Ehepaare, in welches Alle begeistert einstimmten. Darauf marschirten Kriegerverein, Schule und viele andere Theilnehmer unter den Klängen eines Festmarsches dem sogenannten Eiskeller zu, woselbst ein schönes Concert die Feier des Tages verherrlichte. Am Abend brachten der Krieger- und Gesangsverein, sowie die Schulkinder den Herrschaften einen Fackelzug, ergänzt und verschönert durch eine allgemeine Illumination und prachtvolle Feuerwerke. Nachdem der Gesangverein noch einige gut ausgeführte Gesangsstücke dargebracht und der Kriegerverein mehrere Ehrensalven abgefeuert, dankte Herr Wätjen in rührenden Worten Allen, die zu diesem großartigen Empfange mitgewirkt hatten und versicherte, daß er das Vertrauen und die Liebe, die ihm hier seitens der Gemeinde etc. dargebracht seien, in eben dem Maße erwidere, womit die Feier ihr Ende erreicht hatte. Noch lange blieben die Festtheilnehmer versammelt, theils an einem vergnügten Tänzchen sich zu erfreuen, theils sich zu erquicken und zu laben an der köstlichen Drehnaer Gambrinusgabe, am Bier. Möchte das gute Einvernehmen zwischen Gutsherrschaft und Gemeinde, das sich hier so deutlich zeigte, auch für die Zukunft fortbestehen, dann wir für beide Theile das Leben sich gewiß zu einem recht angenehmen stalten.