Niederlausitzer Fundgrube

Neueste Nachrichten - Verschiedenes

„Neueste Nachrichten für die Städte Kirchhain, Dobrilugk, Sonnewalde, Finsterwalde und deren Amtsgerichtsbezirke“ 1883/84



13.10.1883

Kirchhain, 12. Oct. In heutiger Nacht erhängte sich im hiesigen Gefängniß der hier wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft befindliche Auszügler Kr. aus Zeckerin in seiner Zelle.

16.10.1883

Finsterwalde, den 11. October. Heute früh wurde der Pflegesohn des ehemaligen Tuchfabrikanten Reinigk, Traug. Haferland, nur mit Hose und Hemd bekleidet, im Grenzgraben hinter der Schnabelschen Scheune todt aufgefunden.

In Folge der hier von mehreren Blättern gebrachten übertriebenen Berichte, geht aus Schönborn dem „Luck. Krsbl.“ nachfolgende Berichtigung zu. Am 18. September cr. vergnügten sich drei junge Leute durch Scheibenschießen mit einem Teschin hinter dem Schulgehöft am Mühlgraben. Mehrere Knaben suchten diese zu necken und stellten sich vor das Ziel. Trotz mehrmaliger Warnung begab sich der Knabe Otto Michael wieder vor das Ziel und rief: „Schießt mich doch, schießt mich doch!“ Um die Knaben zu verscheuchen, steckte Richard Schiele ein leeres Zündhütchen in die Vogelflinte und schoß auf die Knaben. Leider war die Klappe am Teschin schadhaft und schloß nicht fest an, wodurch die Pulverkraft des Zündhütchens abgeschwächt und die Kugel öfter im Rohre sitzen blieb. Dies war unglücklicherweise beim vorhergehenden Schuß geschehen, weshalb der Otto Michael verwundet wurde. Die Verletzung war jedoch unbedeutend, und fiel die Kugel dem Knaben, nachdem sie angeschlagen hatte, sogleich auf den Fuß. Nach wenigen Tagen war die Wunde wieder geheilt und der Knabe vollständig genesen.

03.11.1883

Finsterwalde, 27. October zwischen 8 und 9 Uhr wurde der Handelsmann Kornisch aus Groß-Döbbern auf dem Wege Nehmdorf nach Groß-Döbbern von einem Strolche angefallen, niedergeworfen und seiner Barschaft von 750 Mk. beraubt.

06.11.1883

Am Sonnabend früh ist in der Schankwirthschaft des Herrn Richter in Frankena ein Einbruch verübt worden, die Diebe sind, nachdem sie die Ladenkasse ausgeräumt und viel Materialwaaren mitgenommen hatten, glücklich entkommen.

15.11.1883

Kirchhain, 13. November. Der Auszügler Christian Jakob, ein alter, sehr gebückt gehender Mann, welcher am Montag Abend 8 Uhr von Schönewalde kommend in der Finsterniß sich verirrte, fiel in den neben dem Weg befindlichen Graben, es gelang ihm zwar, sich aus demselben wieder herauszuhelfen, doch wurde er durch die Angst so bestürzt, daß er den rechten Weg nicht wieder erlangen konnte, wieder in den Graben fiel und darin ertrank.

20.11.1883

Kirchhain. Am Sonnabend verirrte sich im Walde die ca. 40 Jahre alte, blödsinnige Emilie Rademacher aus Hennersdorf; trotz des Suchens während der ganzen Nacht, seitens der Angehörigen, war die Verlorene nicht aufzufinden und begab sich am Sonntag morgen die Gemeinde auf die Suche. Wie wir vernehmen, soll die Vermißte noch im Laufe des Sonntags in Münchhausen aufgegriffen und zurücktransportirt worden sein.

...11.1883

Kirchhain, 26. November. Heute Nachmittag ereignete sich auf der Kirchhain-Frankenaer Straße folgender Unglücksfall. Die Bauergutsbesitzer August Schönmuth und Müller aus Frankena fuhren gemeinschaftlich, mit ihren Fuhrwerken vom Dobrilugker Viehmarkt kommend, obengenannte Straße entlang. Hinter dem Eisenbahndamm angelangt, versuchte der Erstere mit seinem Gefährt in raschem Tempo an dem des Müller vorbeizufahren, wobei der Großgärtner August Pohle aus Schönewalde bei Brehnitz, welcher den Wagen des Müller besteigen wollte, überfahren wurde. Der schwerverletzte P. wurde nach Kirchhain gebracht, wo ihm Dr. Königsmann die erste Hülfe angedeihen ließ. Erst am Abend konnte der Verunglückte nach Schönewalde gebracht werden. Hoffentlich gelingt es der umsichtigen Behandlung des Herrn Dr. Königsmann den P. am Leben zu erhalten.

Sonnewalde, 24. November. Gestern wurde hierselbst die Schule wegen Ausbruchs der Diphtheritis geschlossen. Eine große Anzahl schulpflichtiger Kinder liegt zum Theil schwer krank darnieder; mehrere sind schon gestorben. Die Schulpause ist vorläufig von der Sanitätsbehörde auf 14 Tage festgesetzt worden.

01.12.1883

Im Laufe dieser Woche sind im benachbarten Hennersdorf mehrfache Holzdiebstähle vorgekommen. Den eifrigen Nachforschungen der Polizei ist es gelungen, die Diebe zu ermitteln und einen Theil des Holzes zurück zu schaffen.

Berufungen. Der Lehrer Gottfried Buder ist zum Küster und ersten Lehrer in Nehesdorf, Gustav Forberg zum Lehrer in Tanneberg, Carl Schuster zum zweiten Lehrer in Nehesdorf in der Ephorei Dobrilugk ernannt worden.

06.12.1883

Sonnewalde, 1. December. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag versuchten Diebe einen Einbruch bei dem Kaufmann Mantel, hier. Sie drückten die Scheibe des Fensters des kleinen, neben dem Laden gelegenen Zimmers ein, welche sie vorher mit Kleister bestrichen hatten. Durch entstandenes Geräusch wurde Herr Mantel munter und als die Diebe sich Jemand nähern hörten, entflohen sie. Eine Leiter, welche sie zu dem geplanten Einbruche benutzten, hatten sie zuvor dem Polizeidiener Mirtzsch entwendet. Sie ließen dieselbe bei ihrer Flucht am Thatorte zurück.

08.12.1883

Kirchhain. Im Interesse der einheimischen Geschäftsleute bitten wir anläßlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes unsere freundlichen Leserinnen, ihre Einkäufe – soweit es möglich ist – am Orte bewirken zu wollen. Wir weisen hierbei zugleich auf einen sehr nachahmenswerthen Erlaß des Magistrats zu Spandau hin, in welchem den verschiedenen Kommissionen der Stadthaushaltung empfohlen wird, für dieselbe nur bei einheimischen Geschäftsleuten einzukaufen, resp. Arbeiten nur bei einheimischen Gewerbetreibenden anfertigen zu lassen.

Kirchhain. Die Wittwe E., welche schon seit 21 Jahren dem Seilermeister Schulze die Wirthschaft besorgt, hat diesen am 26. v. Mts. Nachts heimlich, unter Mitnahme der Betten, verlassen. Es ist dies während der 21 Jahre bereits das siebente Mal, doch diesmal unter ganz erschwerenden Umständen, indem dieselbe durch ein 16 Quadratzoll große Fensteröffnung aus dem 2. Stock in den Garten hinuntersprang wobei sie sich einige blaue Flecken geholt hat, welche sie jedoch auf erlittene Mißhandlungen zurückzuführen sucht. Sie ist jedesmal bei derartiger Gelegenheit wiedergekommen und hat nach langen Bitten wieder freundliche Aufnahme gefunden, ob sie diesmal Glück haben wird, bleibt abzuwarten.

11.12.1883

In hiesiger Gegend ist dieser Tage abermals ein größerer Broncefund gemacht worden und zwar auf der Feldmark des Ritterguts-Besitzers Küster-Falkenberg. Die Fundstelle befindet sich zwischen Uckro und Falkenberg circa 700 Schritt südlich der Uckroer Haide. Beim Pflügen des Ackers wurden 6 meißelartige Gegenstände zu Tage gefördert, welche Dr. Behla als broncene Schaftcelte (Streitmeißel), wie solche schon hier und da vereinzelt in der Lausitz ausgegraben wurden, erkannte. Dieselben sind 20 Cm. lang, und haben an der Schneide eine Breite von 5½ Centimeter. Der Schafttheil ist 5 Ctm. breit.

15.12.1883

Finsterwalde, 10. December. Die Bevölkerung unserer Stadt neigt sich in ihrer Mehrzahl – darunter ein großer Theil der Arbeiter der Tuch- und Cigarrenfabriken entschieden zum Liberalismus hin. Nicht allein, daß diese Gesinnung bei allen Landtags- und Reichstagswahlen zum Ausdruck gekommen ist, auch die kürzlich stattgefundenen Stadtverordnetenwahlen gaben davon Zeugniß. Von den in einer Liberalen Vertrauensversammlung aufgestellten fünf Kandidaten wurden drei gewählt, trotzdem nur 18 pCt. der Wähler von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben.

18.12.1883

Sonnewalde. Bei der auf dem gräflichen Revier zu Sonnewalde stattgehabten Hasenjagd wurden 250 Hasen zur Strecke gebracht, von denen Herr von Witzleben auf Schloß Alt-Döbern allein 72 Stück erlegt hatte. Von nicht minder erfreulichem Resultat war auch die Fasanenjagd, bei welcher 150 Fasanen geschossen wurden.

22.12.1883

Finsterwalde. Wie die O. Z. berichtet, hat sich unleugbar ein sehr rühriges Streben auf dem Gebiete der Anthropologie bemerkbar gemacht. Früher war es höchstens der ehemals hier amtirende „alte Kantor Weschke“, der ab und zu die bei Möllendorf gelegenen Römerschanzen nach verborgenen Schätzen durchwühlte, ohne jedoch einen nennenswerthen Erfolg zu verzeichnen. Heute haben wir aber, dank den unermüdlichen Bestrebungen des Herrn Dr. med. Robert Behla in Luckau, in unserer engeren Heimat einen weiten Schritt nach vorwärts gethan. Herr Behla hat bereits zahlreiche Gegenden unseres Kreises durchforscht und ausgezeichnete Resultate zu Tage gefördert. Seine dabei gesammelten reichen Erfahrungen hat derselbe niedergelegt in einer Broschüre: „Die Urnen-Friedhöfe der Niederlausitz.“ Bei allen diesen Bestrebungen ist man zu der Einsicht gelangt, daß die Niederlausitz anthropologisch durchaus nicht arm ist. Hat man doch ganz kürzlich erst wieder in der Nähe unserer Stadt beim Dorfe Grünswalde einen wendischen Begräbnißplatz entdeckt. Die ausgegrabenen Thonscherben sind blau von Farbe, von starken Dimensionen und vollständig mit Kieseln und Steinen zu einem schwerlöslichen Ganzen fest verwachsen. Dieses neue Operationsfeld wird bei Nachgrabungen von sachkundigen Händen ohne Zweifel noch sehr interessante Gegenstände an´s Licht bringen. Denn schon vor einiger Zeit hat man beim Pflügen auf hochgelegenen Ackerstücken sogenannte Stein-Kirchhöfe mit gut erhaltenen Thongefäßen gefunden. Ferner beim Torfgraben mehrere Meter tief zwei fein gearbeitete Steinäxte.

25.12.1883

Personalien. Im Monat November sind in Lehrer- resp. Küsterstellen berufen die Herren: Christian Sellesk zum Küster und Lehrer in Zützen, Paul Jaesrich zum 10. Lehrer an der Stadtschule in Kirchhain, Otto Fischer und Herman Giering zu Lehrern an der Knaben-Elementarschule in Finsterwalde, Bernhard Jacham und Otto Zimmermann zu Lehrern an der Elemantar-Mädchenschule in Finsterwalde.

01.01.1884

Kirchhain, 31. December. Durch übermäßigen Genuß von Branntwein verstarb heut Nachmittag 2 Uhr der Schlosser Karl Bluto. Dieser, ein dem Trunke ergebener Mensch, hatte heute Vormittag die Arbeit verlassen und sich von seinem Stiefsohn 2 halbe Liter Branntwein holen lassen, welche er hintereinander austrank. Die Wirkung konnte nicht ausbleiben, er fing an zu toben, bis er sich schließlich legte. Plötzlich quoll ihm der Branntwein mit großer Vehemenz zum Munde heraus und war Bluto in 15 Minuten eine Leiche.

Finsterwalde, 28. December. Ein großer Diebstahl ist in der gestrigen Nacht beim Bäckermeister Ad. Müller in der Ringstraße hier, der gleichzeitig auch Schank- und Gastwirthschaft betreibt, verübt worden. Mit dem letzten Zuge von Cottbus kam ein gut bekannter Schuhmacher aus Calau und ein Fremder hier an, die für die Nacht ein Unterkommen suchten und dasselbe auch bei Müller fanden. Der Schuhmacher gab dem Wirth noch sein Geld im Betrage von 575 Mark zur Verwahrung worauf sich Wirth und Gäste zur Ruhe begaben. Am andern Morgen war der Fremde mit dem Ueberzieher, Rock und Uhr des Schuhmachers verschwunden. Bei näherem Nachsehen fehlte dem Bäckermeister Müller auch noch ein Betrag von 25,000 Mk. und die zur Aufbewahrung übernommenen 575 Mk. Trotzdem die Verfolgung des Diebes, der sich nach Sonnewalde zu entfernt haben sollte, sofort vorgenommen wurde, ist man desselben bis jetzt noch nicht habhaft geworden. Der Dieb war 5 Fuß 1-2 Zoll groß, ca. 25 Jahre alt, mit länglichem Gesicht ohne Bart. Bekleidet war derselbe mit leichtem dunkeln Anzug und blaugerippten Ueberzieher, trägt einen Siegelring, sowie einen schwarzen Stock mit weißem Knopf. Die gestohlene Cylinderuhr war mit goldgelber Haarkette und Lederschnur versehen.

03.01.1884

Möllendorf. Die Ortsarme, Wittwe Trappe von hier, wurde am 1. Weihnachtsfeiertag auf dem Wege von Finsterwalde nach Goßmar, wo derselbe die Gröbitzer Fluren durchschneidet, todt aufgefunden. Dieselbe, ca. 80 Jahre alt, hatte von Finsterwalde kommend, diesen Weg der Sicherheit wegen benutzt um den für ihr Alter gefährlichen Elstersteg nicht passiren zu dürfen, ist aber hier in einen nur wenig mit Wasser gefüllten Graben gefallen und darin umgekommen.

17.01.1884

Finsterwalde, 15. Januar. (O. Z.) In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag statteten Diebe der Meißner´schen Schlächterei, Schank- und Speisewirthschaft zu Sonnewalde einen Besuch ab und stahlen aus der Ladenkasse ca. 200 Mark. Verschiedene Umstände, besonders auch die Ausführung des Einbruchs, lassen mit Sicherheit darauf schließen, daß die Einbrecher mit den Lokalitäten speziell betraute Leute gewesen sind.

22.01.1884

Kirchhain. Die Wohnungen in dem Hause der verwittweten Henriette H. hier sind untersucht und derart feucht befunden worden, daß sie ohne Nachtheil für die menschliche Gesundheit für jetzt nicht bewohnbar sind.

Finsterwalde, 17. Januar. (O. Z.) Vorgestern wurde unsere sonst stille und friedliche Stadt durch die Schreckensnachricht von einem versuchten Attentat in nicht geringe Aufregung versetzt. Das Gerücht wurde anfänglich unglaubwürdig gehalten, hat aber nunmehr durch bezügliche Erkundigungen seine Bestätigung erhalten. Durch ein Fenster der Wohnung des Tuchfabrikanten H. ist auf diesen in später Abendstunde mittelst eines Revolvers ein Schuß abgefeuert worden; die Kugel verfehlte jedoch glücklicherweise ihr Ziel und drang in ein Glasspind ein. Der Verbrecher ist bereits ermittelt.

24.01.1884

Luckau, 19. Januar. Vor einigen Tagen wurde ein Einwohner von Rietzneuendorf auf dem Heimwege von drei Strolchen überfallen und seiner Uhr beraubt. Dem Vernehmen nach ist es gelungen, die Burschen in Baruth dingfest zu machen.

02.02.1884

Tröbitz bei Dobrilugk, 30. Januar. Das allbekannte Liebespaar von Tröbitz, welches schon zu wiederholten Malen den Eltern entlaufen ist, verschwand am 24. Januar Abends abermals zur größten Betrübniß der Angehörigen. Das Mädchen ist bis heute (30. Januar) noch nicht zurückgekehrt, hält sich vielmehr nach angestellten Recherchen im Dorfe bei Verwandte des Burschen verborgen auf. Der Bursche dagegen, der Eisenbahnarbeiter C. K., kam am 28. Jan. wieder zum Vorschein, um seiner Arbeit auf dem Eisenbahnplanum, zur Bahnmeisterei Dobrilugk gehörig, nachzugehen. Genannter Arbeiter wird auch öfter zum Vertreter der Bahnwärter herangezogen, was auch am ersten Pfingsttage vorigen Jahres geschehen sollte. Statt jedoch früh den ihm übertragenen Posten zu beziehen, zog er es vor, mit dem Mädchen einige Tage vogabundirend sich herumzutreiben. Hätte der Bahnwärter, welcher abgelöst werden sollte, nicht in der Nähe des ihm zur Aufsicht unterstellten Bahnterrains gewohnt, so wäre das Fehlen des ablösenden Arbeiters nicht bemerkt worden und die Eisenbahnstrecke an betreffender Stelle also den ganzen Tag über ohne Aufsicht gewesen. Es ist nur zu bewundern, daß derartige Leute noch auf ihren Posten belassen werden, wo sie durch ihren Leichtsinn und Unachtsamkeit Unglücksfälle herbeiführen können.

09.02.1884

Kirchhain, 8. Februar. Heute Nacht ½2 Uhr wurde der arbeitslose Tuchmacher Brückner aus Spremberg, welcher auch längere Zeit hier beschäftigt war, gebunden und bewacht mittelst eines Wagens von Hennersdorf hierher gebracht und in das Polizei-Gewahrsam abgeliefert. Derselbe treibt sich schon längere Zeit in hiesiger Gegend umher und hatte gestern Abend in der K.´schen Gastwirthschaft in Hennersdorf um Nachtquartier angefragt; da ihm nun dieses abgeschlagen wurde, gerieth der äußerst exaltirte Mensch so in Wuth, daß ihn der Wirth und mehrere Bauern auf einen Wagen binden und so der Polizei überliefern mußten.

14.02.1884

Kirchhain, 13. Februar. Aus Anlaß der vielen in unserer Stadt unter den Kindern vorkommenden Diphtheritiserkrankungen sind heute Vormittag 9 Uhr auf Anordnung des Herrn Kreisphysikus die Schulen auf die Dauer von 14 Tagen geschlossen worden.

19.02.1884

Personalien. Der Lehrer und Küster C. Macht zu Göllnitz ist für die Lehrerstelle zu Gröbitz bei Finsterwalde, welche am 1. April durch die Versetzung des Lehrers Günther als Küster und Lehrer nach Arenzhain erledigt wird, designirt.

Vor einigen Tagen wurde der Knecht Carl Weßnigk, im Dienst beim Töpfereibesitzer B. in Crienitz, mit Gespann nach dem Bahnhof Brenitz geschickt um Mehl und Kleie zu holen, da der p. W. an demselben und auch am andern Tage nicht zurückkehrte, wurden Recherchen nach demselben angestellt. Man fand das Gespann in der Nähe des Grabiohl stehen, den Knecht aber unter den Rädern todt liegen. Das eine Rad soll auf dem Gesicht gestanden haben. W. ist jedenfalls vom Wagen gestürzt und dabei unter die Räder gekommen. Die gerichtliche Todtenschau fand am Sonnabend statt.

Unsere norddeutsche Tiefebene bietet des Interessanten viel dar, namentlich finden sich viele Versteinerungen in derselben. Hauptsächlich ist unsere Gegend sehr reich davon. Selbst Halbedelsteine wie Chalcedon, Achat, Karneol etc. werden häufig gefunden. Der Lehrer Balke zu Massen bei Finsterwalde hat sich schon seit Jahren mit Sammlung der verschiedensten Mineralien befaßt und ist namentlich im Besitz einer reichhaltigen Sammlung von hier gefundenen Versteinerungen. Da er diese Schätze der Wissenschaft dienstbar zu machen gedenkt, so würde es von großem Nutzen sein, wenn ihm die hin und wieder gefundenen merkwürdigen Steine und dergl. übermittelt würden. Die Uebermittelung wird auch von der Expedition dieses Blattes übernommenen.

Finsterwalde. Am Sonnabend den 16. wurde Emil Hartmann´s „Naturhistorisches zoologisches Museum“ eröffnet und wird Sonntags, Mittwochs und Sonnabends Nachmittags zu sehen sein.

26.02.1884

Finsterwalde, 20. Februar. Etwa eine halbe Stunde von unserer Stadt entfernt, in westlicher Richtung, erhebt sich der Hennersdorfer Berg, von dem aus der Tourist einen recht interessanten Blick über Finsterwalde gewinnt. Schon seit einer Reihe von Jahren ist dieser Bergkegel, umgeben von ödem Haideland, der Herd recht lebendigen Industrielebens, denn sein Inneres birgt ein unermeßliches Kohlen-Lager, das zum Segen der ganzen Gegend auszubeuten Hunderte von Menschenkräften, unterstützt von zwei Dampfmaschinen, Tag und Nacht thätig sind. Unscheinbar war der Anfang dieses Bergwerkes, von so Manchem mit zweifelnden Augen betrachtet; heut imponirt dieser Bergesgipfel bereits Jedem, der einen gewinnreichen Besuch macht, durch die mannigfachen Etablissements, durch zahlreiche Familienhäuser und andere Anlagen; auch eine hübsche Kapelle hat ihren Platz gefunden. Während früher die „Berg-Kohle“ den hiesigen lokalen Bedarf auch nicht annährend befriedigen konnte, liefert „Grube Emilie“ ihre Fabrikate jetzt schon in entferntere Gegenden, weit über Brandenburgs Grenzen hinaus. Das konnte aber eben nur möglich werden durch fortgesetzte Erweiterung des Werkes, wie überhaupt der jetzige Besitzer der Industrie-Kolonie, Herr Werminghoff aus Berlin, ungemein thätig ist, durch große Geldopfer das Bergwerk zur höchsten Blüthe zu bringen. Nicht allein, daß derselbe zur Zeit eine Briquettes-Fabrik, einen wahren Prachtbau, der mit der Halle-Sorau-Gubener Bahn durch eine eigens dazu angelegte Zweigstrecke verbunden wird, herstellen läßt, es soll auch in allernächster Zeit mit der Anlage eines neuen Schachtes begonnen werden, und zwar wird das Abteufen desselben durch Gefrierenlassen des Erdbodens vorgenommen. Die Manipulation wird der Ingenieur Pötzsch aus Aschersleben, dem darauf ein Patent zuerkannt worden ist, ausführen. Derselbe wird das Erdreich in einer Tiefe von 26 Metern und in einem Umkreise von 3 Metern zum Gefrieren bringen. Möchte „Grube Emilie“ weiter emporblühen: weiß hier doch ein Jeder, daß sie zum guten Ruf unserer Gegend nicht wenig beigetragen hat.

Finsterwalde, 21. Februar. Um den von der Städte-Feuer-Sozietät in Aussicht gestellten Erlaß von 10 Prozent der Brandkassen-Beiträge zu verdienen, der nur Städten, welche mit einer ordnungsmäßig eingerichteten freiwilligen Feuerwehr versehen sind, gewährt werden kann, will man auf die Bedingungen des Direktors Gardemin eingehen, nach welchen die Kommune die Unterhaltung der gesammten Feuerwehr-Utensilien, die Haftpflicht für die Verunglückten und deren Angehörige sämmtlicher Feuerwehr-Mannschaften übernimmt. Sodann wird eine der Neuzeit entsprechende Löschordnung geschaffen und das Kommando sowohl auf der Brandstätte, wie bei Uebungen über Pflicht- und freiwillige Feuerwehr dem Kommandeur der letzteren übergeben. Mit dem Eintritt dieser ebenso nützlichen wie praktisch nothwendigen Einrichtungen wird endlich das von dem Leiter unserer freiwilligen Feuerwehr längst angestrebte Ziel erreicht. Uebrigens wird die Angelegenheit als Vorlage den Stadtverordneten in ihrer demnächstigen Sitzung unterbreitet werden.

Der Mangel einer Uhr wird von der Gemeinde Göllnitz in Bälde durch Beschaffung einer Thurmuhr für 1200 Mark abgeholfen werden. Ferner wird die Gemeinde in nächster Zeit veranlaßt werden, auch für die dortige Schule Opfer zu bringen, indem die Regierung bereits Unterhandlungen über die Anstellung eines zweiten Lehrers angeknüpft hat, weil die Frequenz der Schule – dieselbe zählt zur Zeit etwa 160 Kinder – für einen Lehrer zu groß ist.

29.02.1884

Spremberg, 24. Februar. (O. Z.) In unmittelbarer Nähe des bei Spremberg gelegenen Dorfes Sellessen hat man dieser Tage auf dem Terrain des Besitzers Kuhle beim Umgraben einen altheidnischen Begräbnißplatz entdeckt. Auf einer sanft ansteigenden, unbedeutenden Höhe finden sich etwa 2 Fuß in der Erde in dem sandigen Boden Urnen von gebranntem Thon. Dieselben enthalten Reste menschlicher Knochen, welche die unzweifelhaften Spuren der Feuerbestattung tragen. Die Gefäße, welche meist mit Deckeln, oft mit Henkeln versehen sind, sind außerdem mit gelblichrother, sehr feinstaubiger Asche angefüllt und in der Regel von einer kleinen, aus Feldsteinen hergerichteten Umwallung umgeben. Interessant ist die Erklärung, welche die Dorfleute diesem Funde geben. Sie schreiben die in den Urnen befindlichen Knochenreste, welche nach ihrer Meinung offenbar nur von kleinen Menschen herrühren können, den „Lüttgemännchen“ zu, einer Gesellschaft von Zwergen, die dermaleinst in jeder Gegend ihr Unwesen getrieben haben soll. „Aber ich glaube nicht daran,“ sagte uns mit überlegener Miene der ländliche Arbeiter, welcher vor unseren Augen eine Urne ans Tageslicht beförderte.

01.03.1884

Kirchhain, 28. Februar. Die heutige Stadtverordneten-Versammlung verhandelte in öffentlicher Sitzung über folgende Punkte:
1. Gesuche um Befreiung vom Schulgeld. Der Schuhmacher August Kühne, welcher fünf Kinder in der Schule hat, kann des geringen Verdienstes wegen nicht nur das bedeutende Schulgeld nicht erschwingen, sondern blieb auch trotz aller Anstrengung mit den Communalsteuern im Rückstande; er wandte sich deshalb an den Magistrat mit der dringenden Bitte um Erleichterung. Letzterer hatte denn auch beschlossen, dem in jeder Beziehung redlichen und rechtschaffenen Mann eine Abzahlung der rückständigen Steuern in monatlichen Raten von je 1 Mark zu gestatten und außerdem nur für zwei Kinder das Schulgeld entrichten zu lassen.
- Der Maurer Sch. wiederholt seine Reklamation wegen Befreiung eines Kindes vom Schulgelde, das erste Gesuch war vom Magistrat abschlägig beschieden worden; die Versammlung blieb jedoch bei ihrem ersten Beschluß auf Befreiung stehen.
2. Zuschlagsertheilung und Anpflanzung einer Allee. Der Verkauf der Pappeln an der Werenzhainer Straße brachte einen Erlös von 58,10Mk. und wurde hierauf der Zuschlag ertheilt. Die Neubepflanzung der Straße mit Kastanienbäumen wurde in Vorschlag gebracht und auch einstimmig angenommen.
3. Für die verschiedenen Gänge, welche der Kanzlist W. während der Vacanzzeit des Polizei-Serg.-Postens vom 1 Oct. 1883 bis 1. Jan. 1884 besorgen mußte, wurde ihm eine Vergütigung von 12 Mk. bewilligt.
4. Wegen der im März d. Js. ablaufenden dreijährigen Periode des Schiedsmanns Herrn J. Gloel und dessen Stellvertreters Herrn Ed. Flügel fand eine Neuwahl statt, aus welcher Herr Wiliam Kühne als Schiedsmann und Herr Rudolph Schlodder als Stellvertreter hervorgingen.
5. Die am 31. Januar cr. stattgehabte Revision der Kassen ergab:
                                 a) Sparkasse:
                 Einnahme        29 333,41 Mk.
                 Ausgabe              19 183,15 ''
                 Bestand         10 150,26 Mk.

                                 b) Kämmereikasse:
                 Einnahme        36 493,51 Mk.
                 Ausgabe         35 932,24 ''
                 Bestand            561,24 Mk.
Hierzu stellte der Magistrat den Antrag, die Stadtverordneten-Versammlung möge genehmigen, daß der Magistrat in Anbetracht des großartigen, fast zu einem Bankgeschäft herangewachsenen Kassenwesens zur besseren Informirung über die Verhältnisse der Acceptanten noch einen Vertreter in der Person des Rathmanns Robert Hahn zum Curatorium der Sparkasse stelle. Nach langer Debatte wurde der Antrag des Magistrats genehmigt.

Kirchhain, 29. Februar. Dafür daß es noch Gemeinden giebt, die auf ihre Schule und ihren Lehrer Werth legen, im Gegensatz zu solchen, denen nicht nur der Lehrer, sondern wohl selbst die Schule ein Dorn im Auge ist, hat die Gemeinde Hennersdorf den Beweis geliefert. Freiwillig hat dieselbe dem dortigen Lehrer eine persönliche Gehaltserhöhung bis zur Zeit, in welcher das Schuldotationsgesetz etwa in Kraft treten sollte, zugebilligt. Möchte dieses lobenswerthe Beispiel nur recht viel Nachahmung in den weitesten Kreisen unserer Gemeinden finden.

Am Donnerstag entgleiste auf dem Bahnhof Brehnitz eine Lokomotive, die sich tief in den Sand bohrte. Da Führer und Heizer der Maschine der Gefahr durch Herabspringen entgingen, ist ein größeres Unglück nicht vorgekommen.

04.03.1884

Buckowien. Kürzlich wurde eine alte lahme Frau von hier, welche in Wiederau ihren Fastnachtsbesuch gemacht hatte, auf dem Heimwege in der Buckowiener Haide von einem bisher noch nicht ermittelten Manne überfallen und gemißhandelt. Kurz vorher war Letzterer von einem andern dieselbe Straße passirenden Manne bemerkt worden, welche die Frau auf den Unbekannten aufmerksam machte. Scherzend wies sie jedoch jede Beängstigung zurück. Endlich kam sie wirklich an den Straßenbelagerer. In der Meinung, es sei ihr Sohn, tadelte sie ihn gleich beim Anblick, daß er ihr nicht weiter entgegengekommen sei. Aber wie erschrak sie, als der Angeredete mit einem tüchtigen Knittel so auf ihren Korb schlug, daß sie sogleich ein gutes Stück hintaumelte. Sie legte sich aufs Bitten und Flehen, was jedoch von dem Rohen in der Weise erwidert wurde, daß er die Gebrechliche so schlug und mit Füßen trat, daß dieselbe erschöpft liegen blieb, bis sie lange nachher von vorüberfahrenden Leuten ihres Ortes mitgenommen werden mußte. – Auffallend ist hierbei noch, daß der Unbekannte den umhergeschleuderten Kuchen der Frau sorgfältig wieder zusammenlas und in den Korb legte.

11.03.1884

Luckau, 2 März. (O.-Z.) Unweit Luckau wurde vor einiger Zeit von Herrn Lehrer Gärtner in Frankendorf eine außerordentlich große Urne und zwar vom Lausitzer Typus wohlbehalten ausgegraben. Nach den Erfahrungen und Messungen des Herrn Dr. Behla in Luckau hat dieselbe weder in dem Königlichen und Märkischen Museum in Berlin noch in einer Privatsammlung der Mark Brandenburg an Größe ihres Gleichen. Dieselbe ist 53 Ctm. hoch und hat einen Umfang von 155 Ctm.; sie faßt 75 Liter Roggen. Demnach dürfte dieselbe als das größte Exemplar der bisher in der Mark gefundenen Urnen anzusehen sein.

15.03.1884

Beim Ausbessern eines Weges unweit Oppelhain fanden, wie das „Kreisbl.“ berichtet, Arbeiter in geringer Tiefe 5 Skelette erwachsener Personen. Neben jedem der zum Theil noch gut erhaltenen Schädel lag ein langer Nagel. Auf welche Weise die Leichen einst dorthin gelangt sind, bleibt ein Räthsel.

20.03.1884

Zum Ankauf von Remonten im Alter von drei und ausnahmsweise vier Jahren, sowie zu Artellerie-Stangenpferden geeigneten fünfjährigen Pferden ist in Luckau zum 3. Juni ein Morgens 8 Uhr beginnender Markt anberaumt worden.

Ein auf der Brennerei des Gutes Golzig beschäftigter Arbeiter, Vater zweier unmündiger Kinder, stürzte, bei der Reparatur der Schlempe-Pumpe beschäftigt, in den mit der siedend heißen Masse angefüllten Behälter, aus dem er derart verbrüht herausgezogen wurde, daß sich beim Ausziehen der Kleider die Haut vom Körper löste. Der Tod befreite den Unglücklichen nach wenigen Tagen von seinen qualvollen Leiden.

25.03.1884

Kirchhain. Am Freitag fiel der 4 Jahre alte Sohn des Tuchmachers Karl Krüger in die Elster und ertrank. Die Leiche wurde vom Mühlenbesitzer Putzke aus dem Wasser gezogen.

29.03.1884

Kirchhain, 28. März. In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung der Stadtverordneten kamen nachstehende Punkte zur Verhandlung:
1) Auf die von dem Magistratssekretär K. beantragte Gehalts-Erhöhung von 6 Mk. zu seinem bisherigen Gehalte von 48 Mk. pro Monat wurden vom Magistrat 3 Mk. (51 Mk. monatlich) bewilligt; die Versammlung trat dem Magistratsbeschlusse bei.
2) In Betreff der pachtweisen Ueberlassung des Platzes der Scharfrichterei an der Torgauer Straße auf weitere 15 Jahre und Ertheilung der Genehmigung zum Bau eines massiven Gebäudes an Stelle des jetzt sehr defecten Bretterschuppens wird beschlossen, die Genehmigung zum Bau erst nach Beseitigung verschiedener Hindernisse (Abgaben etc.) zu ertheilen.
3) In Sachen der Uebernahme der Finsterwalder-Sonnewalder Straße gegen eine Entschädigung von 1000 Mk, wird die Wegebaudeputation beauftragt, sich augenscheinlich von der Bedingungsweise erfolgten Reparatur, Kiesaufschüttung, Anlegung eines Grabens u.s.w. zu überzeugen und soll dann die Uebernahme seitens der Stadt erfolgen.
4) Die Lehrer-Gehalts-Scala scheint nun doch endlich zur Einführung zu kommen, denn auf Grund der wiederholt gemachten Vorlagen wird nun der Magistrat beauftragt, eine den Verhältnissen der Stadt Kirchhain angemessenen Gehalts-Scala auszuarbeiten und zur Vorlage zu bringen.
Die Revisionen der Kassen am 29. Februar ergaben:
                                 a) in der Sparkasse:
                 Einnahme        42 761,22 Mk.
                 Ausgabe         42 107,89 ''
                 Bestand          2 653,33 Mk.

                                 b) in der Kämmereikasse:
                 Einnahme        41 129,31 Mk.
                 Ausgabe         38 024,45 ''
                 Bestand          3 104,86 Mk.

Der Braunkohlen-Reichtum der Nieder-Lausitz ist bekannt. Jetzt sollen nun in Rückersdorf und Tröbitz Braunkohlengruben eröffnet und bei Schönborn ein kürzlich aufgefundenes zweites Kohlenflöz ausgebeutet werden. Der gelinde Winter hat jedoch viel Brennmaterial gespart und deshalb ist auf der Grube „Pauline“ bei Schönborn gegenwärtig ein bedeutender Vorrath an Preßsteinen vorhanden; deshalb soll nun der Betrieb nächstens verringert und ein Theil der Arbeiter entlassen werden.

Wegen großer Rohheit wird sich der Ziegelarbeiter M. aus Schilda bei Dobrilugk vor dem Strafrichter zu verantworten haben. Er erwiderte die gutgemeinten Vorstellungen der Frau seines Arbeitgebers, die ihm seinen Hang zum Trunke vorhielt, damit, daß er ihr mit einer Holzaxt Wunden am Kopf und Armen beibrachte, und nicht genug damit, riß der Unmensch die Wehrlose zu Boden und hätte sie in seiner Wuth getödtet, wenn das Hilfegeschrei der Bedrohten nicht einige handfeste Männer herbeigezogen hätte, die den Rasenden bewältigten.

01.04.1884

Kirchhain, 31. März. Der heutige Viehmarkt nahm, begünstigt von dem herrlichsten Wetter, einen lebhaften Verlauf. Namentlich zeigte sich das Geschäft in Pferden, von denen viel am Platze waren, besonders lebhaft. Der Rindviehmarkt war bedeutend ruhiger und fanden nur schwache Umsätze statt. Der Schweinemarkt ließ viel zu wünschen übrig, denn Ferkel wurden sehr hoch bezahlt, während Läufer billig und fette Schweine zu äußerst billigen Preisen fast unbeachtet blieben. - Beim heutigen Markt hatten sich auch Taschendiebe eingefunden, welche mehreren Frauen beim Ferkelkaufen das Geld abnahmen. Leider ist es nicht gelungen, die Diebe dingfest zu machen.

Dobrilugk. Am Sonnabend Vormittag wurde Frau Mickan auf der Straße in einem Wagen sitzend vom Herzschlage getroffen und verschied auf der Stelle.

Finsterwalde. Am Freitag Abend erhängte sich der Handlungskommis Lehmann auf dem Boden des Kaufmanns Bauer. Als die jungen Leute des Geschäfts bereits zu Bett gegangen, wollte L. noch mit dem Packmeister verschiedene Waaren auf dem Boden verpacken. Der Packmeister schaffte erst noch ein Faß nach dem Keller und als er wieder heraufkam, fand er den L. an einer dünnen Schnur erhängt vor. Jedenfalls wollte ihm L. einen Schreck einjagen, zum Unglück brach die morsche Bank unter den Füßen des L. und war derselbe unrettbar verloren.

In Milkersdorf starben vor Kurzem einem dortigen Bauern seine sämmtlichen fünf Kinder im Alter von 1 – 8 Jahren, und zwar in der Zeit von etwa 14 Tagen, an der Halsbräune.

03.04.1884

Einen willkommener Fund wurde dieser Tage auf dem Grundstücke des Amtsvorstehers in Golßen gemacht. Die Magd desselben stieß mit dem Spaten bei der Gartenbestellung auf einen großen, über zwei Centner schweren Stein, nach dessen Hebung ein 1 Fuß hoher Topf, gefüllt mit großen und kleinen Silbermünzen, zum Vorschein kam.

10.04.1884

In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend sind dem Schwager des Gastwirths Strauch zu Schönewalde Namens Lungwitz, vermuthlich von einem Kartoffelhändler aus Berlin 14,100 Mk in Werthpapieren gestohlen worden. Die Werthpapiere sind bereits an der Reichsbank umgesetzt. Der Verkäufer ist nun in Haft genommen worden, doch ist er nicht im Stande die Person, von der er die Papiere übernommenen hat, näher zu bezeichnen.

Vor einiger Zeit meldeten wir, daß der Besitzer des großen Kohlenbergwerkes auf dem Hennersdorfer Berge, Herr Werminghoff aus Berlin, wiederum einen neuen Schacht und zwar durch Gefrierenlassen des wasserhaltigen Erdbodens anzulegen beabsichtigt. Leider ist der erste Versuch, auf diese neue Weise einen Schacht abzuteufen und von dem Erfinder des Verfahrens, einem Halberstädter Ingenieur, ausgeführt mißlungen. Die Operationen sollen eine bedeutende Geldsumme, man spricht von mehreren Tausend Thalern, gekostet haben. Nichtsdestoweniger soll sofort ein zweiter Versuch unternommen werden, von dem man sich günstige Erfolge verspricht. Erforderlich sind zu der Manipulation etwas 30 Arbeiter.

12.04.1884

An Stelle des bisherigen Ortsvorstehers Bommel in Buckowien, der sein Amt freiwillig niederlegte, ist der Hüfner Krieger daselbst durch Stimmenmehrheit gewählt worden. Die Wahlverhandlung leitete der Amtsvorsteher Gläsel aus Prießen.

Der Honig-Ertrag beim diesjährigen Bienenschnitt war in Prießen und auch in der Umgegend sehr gering. Die Stöcke sind aber gesund und volkreich. Raas wurde mit 50 Pf. pr. Pfund bezahlt.

Am Dienstag ist in Frankena der dritte Hengst aus Neustadt a. d. Orla angekommen.

Kirchhain. Leider ist durch ungenügende Bewachung abermals ein Kind ums Leben gekommen, nämlich das 2 Jahr alte Kind des Pantoffelmachers Poetzsch. Der Vater des Kindes war fortgegangen und hatte seine schwerkranke Frau und das Kind allein zu Hause gelassen. Das Kind kletterte zum Fenster hinan, ergriff die Medizinflasche der Mutter und trank dieselbe aus. Bald darauf stellten sich Symptome einer Vergiftung ein; sämmtliche angewendete Gegenmittel erwiesen sich erfolglos und verstarb das Kind noch in der Nacht unter den unsäglichsten Schmerzen.

17.04.1884

In der Nacht von 2. zum 3. Feiertag wurden dem Gutsbesitzer Mehnert zu Göllnitz zwei braune Pferde gestohlen und noch in derselben Nacht durch Kirchhain nach Torgau gebracht, wo sie von den Dieben einem Roßschlächter angeboten wurden, letzterer schöpfte aber Verdacht und da er erst weitere Erkundigungen einziehen wollte, wurden die Pferde von den Dieben zurückgelassen.

Vielfältige Klagen kommen auch aus der Umgegend von Finsterwalde über eine erstaunliche Vermehrung der wilden Kaninchen. Schon seit etwa 8 – 10 Jahren sind diese Thiere eine wahre Plage für die Landwirthe. Nicht allein, daß diese lästigen Nager die Saaten ruiniren, auch den jungen Schonungen schaden sie ungemein, indem sie die Wurzeln abnagen, so daß die Pflänzlinge bald absterben. Nicht minder schädlich sind die Kaninchen für den gesammten Wildbestand. Es ist erwiesen, daß derselbe infolge der lästigen kleinen Störenfriede stetig rückwärts gegangen ist. Alle bis jetzt angewandten Mittel zur Verminderung der Kaninchen haben wenig oder gar keinen Erfolg gehabt; als das beste von allen hat sich die Anwendung des Frettchens bewährt. Trotz alledem ist aber von einer Ausrottung der Thiere leider keine Rede, wenn die Natur selbst nicht einmal durch derbe Fröste die barmenden und trauernden Landwirthe beruhigt.

Vor einiger Zeit wurde in Massen beim Lehm graben ein ansehnliches Stück Bernstein gefunden, aber von den Findern zerschlagen und somit werthlos gemacht.

24.04.1884

Der Kinder Engel. Am Montag nahm der Dienstknecht des Wassermüllers N. aus Hennersdorf, vom Felde heimkehrend, 2 Knaben von etwa 4 Jahren mit in´s Dorf. Plötzlich scheuten die muthigen Pferde und gingen im rasenden Galopp durch – beide Knaben stürzten von dem Wagen, dem einen gingen zwei Räder über den Leib, ohne scheinbar Verletzungen zu hinterlassen, der zweite suchte ruhig sein Mütze und ohne eine Thräne im Auge stellte er sich bei seiner Mutter ein, besorgt fragend: Ob das Mittagbrot noch nicht fertig sei. Auch der Besitzer des Gespannes ist mit ziemlich belanglosem Schaden an Wagen und Geschirr davon gekommen.

29.04.1884

Am vorigen Mittwoch wurden in Finsterwalde zwei Schwestern, Mädchen im Alter von 11 und 13½ Jahren, mit Wäsche zur Rolle geschickt. Das eine Mädchen gerieth so unglücklich mit einer Hand in die Rolle während das andere weiter drehte, daß ihm 3 Finger zerquetscht wurden.

Der Dieb, welcher kürzlich den Göllnitzer Pferdediebstahl ausführte und in Torgau verhaftet wurde, hat auf die von der Torgauer Polizei an ihn gerichtete Frage, wer er sei, geantwortet, er heiße Schulze und sei aus Düben. Er wurde nun untersucht und man fand bei ihm einen Entlassungsschein aus dem Liebenwerdaer Gefängniß, wo er am Charfreitag entlassen worden ist. Der Dieb entpuppte sich als der Arbeiter Petrik aus Nehesdorf bei Finsterwalde, ein schon mehrmals bestraftes Subjekt, welcher vor langen Jahren bei Mehnert als Knecht gedient hatte.

01.05.1884

Obgleich jetzt eigentlich nicht die Zeit der Bräune ist, so sind dennoch in vergangener Woche zwei Kinder im Alter von 7 – 8 Jahren in Breitenau und Presehna derselben erlegen.

03.05.1884

Zwischen der Besitzung des Bauerngutsbesitzers E. Luchmann-Arenzhain und der Stechauer Feldmark hat man ein Urnenlager entdeckt. Eine Lokalbesichtigung hat Folgendes ergeben:
Dicht hinter dem Ziegeleigrundstück des Luchmann führt die Straße von Trebbus nach Dübrichen, die hier ein erhöhtes Terrain durchschneidet. Jenseits dieser Straße sind Kies- und Sandgruben gelegen, die einen Raum von etwa 50 Meter im Geviert einnehmen. Die hier noch vorhandenen Hügel, sowie die Scherben, welche seit Jahren durch die Ausbeute der Erhöhung zu Tage gefördert sind, lassen deutlich das Vorhandensein von Massen-Hünengräbern erkennen. Die zum Theil von dem dortigen Ziegelmeister Block, sowie von Herrn Luchmann zu Tage geförderten Urnen und Gefäße tragen als Verzierung den „Lausitzer Typus.“ Merkwürdigerweise wurde mir hier eine Urne übermittelt, welche in ihrer Substanz, Form und Verzierung (sie trägt nämlich einzelne Längsstriche von oben nach unten) derjenigen gleicht, welche ich im vorigen Jahre auf dem Görlsdorfer Urnenfelde ausgegraben habe. Zieht man also die Entfernung von Arenzhain bei Kirchhain und Görlsdorf bei Luckau in Betracht, so läßt solche übereinstimmende Sonderverzierung an einzelnen Gefäßen mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Handel mit Töpferwaaren schließen. Außer den in der Knochen-Urne (25 Centimeter hoch, 22 Centimeter Durchmesser) vorgefundenen Bronzenadeln fand man als Beigabe eine Kinderklapper in Flaschenform von 10 Centimeter Höhe, angefüllt mit Tonperlen, wie solche in verschiedenen Formen, jedoch seltener gefunden werden. Die erwähnten Bronzenadeln haben eine Länge von 14, 12, 6 Centimeter, hierzu fand man noch einen kleinen Fingerring von 1½ Centimeter Durchmesser. Letztgenannte Nadel ist insofern zierlich als auch kunstvoll, indem ein Querbalken 1½ Centimeter lang, mit einem Draht spiralförmig umwunden ist, der in seiner Verlängerung die Nadel bildet.

06.05.1884

Die Bewohner des Dorfes Rehhain bei Finsterwalde haben Beschwerde über den großen Schaden, den das Rothwild an den Feldfrüchten anrichtet, beim Amte erhoben. der Amtsvorstand hat sich persönlich davon überzeugt und dürften nun die Verwüstungen dort ihr Ende erreichen. Die Hirsche und Rehe treten in großen Rudeln aus den Revieren Babben und Gollmitz, welche zur großen Drehnaer Forst gehören, auf das bäuerliche Terrain über und vernichten die Saaten.

10.05.1884

Kirchhain. Unsere Einwohnerschaft wurde durch das plötzliche Verschwinden eines Kindes in nicht geringe Aufregung versetzt. Am Donnerstag ging nämlich die Wittwe Mürsching mit ihrem 5 Jahre alten Sohn Karl in die Königliche Forst um Holz zu holen. Durch den weiten Weg wurde jedoch das Kind müde und ließ es die Mutter an der sog. Vehne am weißen Graben in der Nähe des Gastwirth Brenske´schen Reviers an einem Meterhaufen Holz sitzen und ging dann mit zwei andern Frauen weiter in den Wald. Als die Frauen zurückkamen, fanden sie das Kind nicht wieder und auch alles Rufen und Anschlagen an den Bäumen war vergeblich, das Kind blieb verschwunden. Am Freitag früh machte sich die Mutter des Knaben in Begleitung mehrerer Förster abermals auf und suchte wiederum vergeblich das Revier ab. Mittlerweile war das Kind, als es seine Mutter ebenfalls nicht finden konnte, geraden Weges durch den Wald gelaufen, bis es nach 3 Stunden an die Prießener Straße kam, von wo ein des Weges mit seinem Fuhrwerk daherkommender Bauer das mit Kind auf seinen Wagen nahm und dasselbe bei der in Prießen wohnenden Schwester der Frau Mürsching ablieferte, von wo es am Freitag Vormittag die Mutter wieder abholte. Möchten sich Alle diese Folgen der Fahrlässigkeit und Unachtsamkeit der Mütter gegen Kinder zur Warnung dienen lassen.

Kirchhain. Am Bußtage brachte der Gerbermeister L. K. sein zweites Kind zur letzten Ruhestätte. Am andern Tage wollte das älteste Schwesterchen die Wäsche der verstorbenen an der Elster waschen und spülen, verlor jedoch hierbei das Gleichgewicht und stürzte ins Wasser; das Kind wäre unrettbar verloren gewesen, wenn nicht zufällig die junge Frau Hellner, welche in dem an das gegenüberliegende Ufer anstoßenden Garten saß, das Unglück bemerkt hätte. Da nun auf ihr lautes Hülfegeschrei Niemand erschien, sprang sie kurz entschlossen, ihren eigenen Zustand, welcher der größten Schonung bedarf, vergessend, nach und rettete das bereits bewußtlose Kind, so daß dasselbe lebend seinen Eltern wieder überliefert werden konnte.

13.05.1884

Zur Erhaltung einer Uebersicht über den Pferdebestand im Lande sollen von 6 zu 6 Jahren Vormusterungen sämmtlicher Pferde vorgenommen werden. In hiesiger Gegend finden dieselben an folgenden Tagen statt.
Donnerstag, den 15. Mai, Vorm. 9½ Uhr auf dem Marktplatze zu Dobrilugk für die Ortschaften: Arenzhain, Betten, Buckowien, Dobrilugk Flecken, Dobrilugk Stadt, Dollenchen, Drößigk, Dübrichen, Eichholz, Fischwasser, Frankena, Friedersdorf b. D., Göllnitz, Gohra, Grünhaus, Gruhno, Hennersdorf, Kirchhain, Kleinhof, Klingmühl, Lichterfeld, Lieskau, Lindena, Lugau, Naundorf, Nehesdorf, Nexdorf, Oppelhain, Poley, Prießen, Vorwerk Prießen, Rückersdorf, Sallgast, Schadewitz, Schilda, Schönborn, Vorwerk Schulz, Sorno, Staupitz, Trebbus, Tröbitz, Werenzhain, Winkelgut, Zürchel.
Freitag, den 16. Mai, Vormittag 7½ Uhr auf den Marktplatze zu Sonnewalde für die Ortschaften: Babben, Gr.-Bahren, Kl.-Bahren, Brehnitz, Breitenau, Bornsdorf, Crinitz, Dabern, Finsterwalde, Friedersdorf b. S., Gohra, Gollmitz, Goßmar b. S., Gröbitz, Gr.-Kraußnigk, Kl.-Kraußnigk, Lichtena, Lindthal, Massen, Möllendorf, Münchhausen, Ossagk, Pahlsdorf, Pießigk, Ponnsdorf, Presehna, Rehain, Rutzkau, Schacksdorf, Schönewalde b. S., Schrackau, Sonnewalde Flecken, Sonnewalde Stadt, Tanneberg, Wehnsdorf, Weißagk, Zeckerin.

22.05.1884

Zu der kürzlich gemeldeten Rehhainer Wildschaden-Angelegenheit kann heute mitgetheilt werden, daß es dem Pächter des Reviers, Herrn Kaufmann Wittke aus Finsterwalde, von dem Landrathsamt zu Luckau gestattet ist, in der gegenwärtigen Schonzeit von dem so enormen Schaden anrichtenden Rothwilde so viel nur irgend möglich abzuschießen. Durch dieses freundliche Entgegenkommen der Behörde ist den Bewohnern von Rehhain ein Alp vom Herzen genommen.

29.05.1884

Ossagk, den 26. Mai. Am vergangenen Sonnabend spielte sich hier eine recht unerquickliche Scene ab, indem zwei im Orte wohnende Männer (Schwager) beim Kleeholen heftig in Streit geriethen und, nachdem die Worte nicht mehr ausreichten, anfingen, von ihrem Arbeitswerkzeuge den weitgehendsten Gebrauch zu machen. Den auf das Hülfegeschrei herbeigeeilten Personen gelang es erst nach vieler Mühe die bereits mehrfach Verletzten auseinander zu bringen.

05.06.1884

Der altberühmte Tanneberger Wachsmarkt wird hergebrachter Sitte gemäß in diesem Jahre am 8. Juni abgehalten werden. Seit einer lange Reihe von Jahren wird dieser Markt von der berühmten Firma Büttner aus Sorau anberaumt und seit eben so langer Zeit ist derselbe ein Volksfest für die Finsterwalder. Zu Fuß und Wagen wird an diesem Tage nach dem freundlich gelegenen Tanneberg aufgebrochen. Wenn freilich die große Mehrzahl des Volkes zum Wachshandel selbst sich so gut wie theilnahmlos verhält, – so ist´s eben die weitberühmte „Weiße“ mit dem vorzüglichen „Käse-Butterbrot“, welche, wie ehedem, so auch heute noch, ihre Zugkraft auf das Publikum ausüben. O. Z.

10.06.1884

Dobrilugk. Der am Donnerstag beim Zerspringen der Kanone verunglückte Sattlermeister Robert Schmidt wurde, wie wir in voriger Nummer mittheilten, zwar sofort nach Berlin transportirt, derselbe mußte aber, da trotz telegraphischer Meldung vom Krankenhaus Bethanien kein Krankenkorb gesendet worden war, so lange auf dem Bahnhofe liegen bleiben, bis seine Ueberführung nach dem nächsten Krankenhause, dem Elisabeth-Krankenhause, bewerkstelligt werden konnte, wo derselbe gegen 3 Uhr eintraf. Bei der nachfolgenden Operation wurden einige Knochensplitter entfernt und hofft man, daß die Nothwendigkeit einer Amputation nicht eintreten wird. – Kaum hatten sich die Schützen von dem ersten Schreck erholt, so verbreitete sich eine zweite Hiobspost. Von der einen Schützenfahne, ein Geschenk Sr. Majestät des Kaisers, ist nämlich die goldene Spitze nebst Quasten abhanden gekommen. Diese Gegenstände sollen einen Werth von über 300 Mark repräsentiren, und ist es daher sehr wahrscheinlich, daß hier ein Diebstahl vorliegt. Wir richten deßhalb an Alle die dringende Bitte, irgendwelche Anhaltspunkte, welche zur Wiedererlangung der Gegenstände oder Ermittelung der Thäter beitragen könnten, der Polizeibehörde mitzutheilen.

12.06.1884

In Göllnitz wurde, nach Mittheilung eines Korrespondenten, am 6. d. Mts. in frühester Morgenstunde der Gemeindevorsteher Mehnert wegen Vergehens im Amte plötzlich verhaftet.

14.06.1884

In ländlichen Schulen soll, laut Erlaß des preußischen Ministeriums, überall, wo es ohne Nachtheil für die Schule, namentlich aber ohne Kürzung der Unterrichtszeit geschehen kann, der Nachmittagsunterricht ausfallen.

Am Sonntag, den 15. d. Mts. begeht der Kriegerverein zu Lugau das Fest der Fahnenweihe. Das Fest verspricht äußerst großartig zu werden, da sich sämmtliche Krieger-Vereine der Umgegend daran betheiligen.

19.06.1884

Wie sehr die Ruchlosigkeit und Roheit überhand nimmt, zeigt nachstehender Vorfall, der sich in der Nacht de 15. cr. in Tröbitz zutrug. Am genannten Tage fand in der Schänke Tanzmusik statt. Nach derselben wurde der Grubenarbeiter C. Kocksch von Tröbitz auf der Dorfstraße ohne jegliche Veranlassung von Hermann Krüger, Sohn des Hüfners Gottlob Krüger zu Tröbitz, angefallen und mit einem scharfen Instrumente, wahrscheinlich ein Messer, so schwer im Gesicht verletzt, daß derselbe noch in der Nacht zu einem Arzte gefahren werden mußte, wo dann die Wunde zugenäht wurde. Nach Ausspruch des behandelnden Arztes wäre die Wunde, wenn dieselbe die Schläfe berührt hätte, ihrer Tiefe nach zu urtheilen, unbedingt tödtlich gewesen. Als Entschuldigung giebt der Thäter an, den Verletzten irrthümlich mit einer Person aus einem benachbarten Dorfe verwechselt zu haben. – Der Thäter wird sich wahrscheinlich noch darüber vor dem Strafrichter zu verantworten haben, denn die Königliche Staats-Anwaltschaft ist bereits von dem Vorfalle in Kenntniß gesetzt. Es wäre wünschenswerth, daß derartige Roheiten mit aller Strenge bestraft würden.

24.06.1884

Vor geraumer Zeit hat auf dem Wege von Domsdorf nach Groß-Tzschacksdorf ein Verbrechen gegen die Sittlichkeit stattgefunden. Die beiden, schon bestraften, Komplizen sind glücklicherweise dingfest gemacht worden. Während der eine gleich nach der That nach Finsterwalde entkam, aber dort verhaftet und nach Forst transportirt wurde, gelang es dem Gendarm Ewald und Amtsdiener Wilke am Dienstag Abend den zweiten Verbrecher auf dem Forster Pferdegarten zu verhaften und ebenfalls in´s Forster Gerichtsgefängniß abzuliefern.

Lausitzer Broncefund. In der an prähistorischen Gegenständen sehr reichen Umgegend von Luckau ist wiederum ein interessanter großer Broncering gefunden worden. Derselbe stammt her von einem Urnenfelde des Lausitzer Typus bei Weißagk, welches, auf der Feldmark des Herrn Rittergutsbesitzer Maximilian Gilka gelegen und noch heute reich an imposanten Hügelgräbern, Herrn Dr. Behla bei seinen Ausgrabungen auch früher schon mehrere seltene Funde geliefert hat. Der Ring ist 590 Gramm schwer und hat einen Umfang von 66 Centimeter, der runde Bogen ist ca. 1 Centimeter dick. Die Enden des Bogens sind dünner, vierseitig und zeigen zwei Vorsprünge, wodurch sich ein Schluß des biegsamen Ringes bewerkstelligen läßt. Der Bogen selbst ist ringsum mit spiraligen Furchen und schiefen Einritzungen kunstvoll verziert. An den Enden befinden sich in parallelen Reihen punktförmige Eindrücke, unterbrochen durch Querstriche. Das Ganze macht einen angenehmen Eindruck. Die Größe und der Verschluß sprechen dafür, daß er als Halsring dereinst als Zeichen besonderer Würde getragen worden ist. Herr Dr. Behla hat den für die Lausitz seltenen Fund der Berliner anthropologischen Gesellschaft zur Ansicht eingesandt.

28.06.1884

Im Walde bei Göllnitz wurde am 25. d. Mts. der Häusler D. an einer Kiefer erhängt, todt aufgefunden. Da der Mann in guten Verhältnissen lebte, auch sonst ein sehr geachteter Mensch war, so ist nicht recht erklärlich, aus welchem Grunde er zu der That schritt.

12.07.1884

Kirchhain, 10. Juli. Heute Nachmittag 3½ Uhr erhängte sich die im hiesigen Amtsgerichtsgefängniß wegen Brandstiftung in Untersuchung befindliche Ehefrau des 1/3 Hüfners August Jacob aus Frankena mittelst ihres Kopftuches. Durch den herbeigerufenen Arzt Dr. Koenigsmann wurden zwar sofort Wiederbelebungsversuche angestellt, doch blieben dieselben ohne Erfolg. Der Gram um ihre kleinen Kinder scheint der armen Frau die Besinnung geraubt zu haben. Der Ehemann der Verstorbenen, welcher sich ebenfalls in Haft befindet, ist jetzt unter strengere Aufsicht gestellt, und wird in den nächsten Tagen nach dem Gefängniß zu Cottbus überführt werden. – Bemerkenswerth ist noch, daß sich in derselben Zelle am 12. October v. Js. auch der ebenfalls wegen Brandstiftung in Untersuchung befindliche Auszügler Krüger aus Zeckerin erhängte.

15.07.1884

Im Dorfe Schadewitz fand unter den Geschwistern Sch. eine Erbregulirung statt, bei welcher auch der Postagent Sch. aus Beutersitz betheiligt war, doch fiel nur ein sehr geringer Antheil auf ihn. Dieser, sowie der Umstand, daß ihm vom 1. Juli ab die Postagentur entzogen ward, scheint den Mann zu dem Entschluß geführt zu haben, sich in der Scheune seines Bruders in Schadewitz zu erhängen.

Der Schmied Böhmchen in Nehesdorf, dessen Frau durch Blitzschlag so plötzlich das Leben einbüßte, verlor in dieser Woche durch ein Unglück auch seinen in Lichterfelde wohnenden Schwager. Derselbe wollte am Montag Abend seiner Schwester, die ihn besuchte, ein Nachtlager bereiten. Er begab sich deshalb in die Scheune, um ein Bund Stroh herunter zu holen. Als sie sich der Scheune näherte, hörte sie einen markerschütternden Schrei. Ihr Mann war von oben herab auf die Tenne gefallen und hatte sich dabei die Gehirnschale zerschlagen. Nach einer Viertelstunde schon war er eine Leiche.

Finsterwalde. Der schon seit Ostern sich in hiesiger Gegend umhertreibende Fuhrmann Göhle, der wegen eines Diebstahls gerichtlich verfolgt wurde, ist am Montag Abend auf dem Wege von der Calauer Vorstadt nach Massen von den hier stationirten Fußgensdarmen ergriffen worden. Bei dem Ergreifen kam es zu einem Kampf zwischen den beiden, wobei der Gensdarm von seinem Seitengewehr Gebrauch machen mußte. Göhle wurde Mittwoch früh geschlossen nach dem Landgericht Cottbus abgeführt.

17.07.1884

Kirchhain, 16. Juli. Heute Mittag wurde der Schwiegersohn des von hier am Sonnabend nach Cottbus überführten 1¾ Hüfners Jacob aus Frankena, der Zimmermann Kollesser, ebenfalls der Brandstiftung verdächtig, hier eingeliefert und mit dem Zuge um 4 Uhr 29 Minuten Nachmittag nach Cottbus weiter transportirt.

19.07.1884

Sonnewalde, 17. Juli. In der Nacht von gestern zu heut sind in dem Garten vor der hiesigen gräfl. Oberförsterei etliche 50 Stück der schönsten und prachtvollsten Rosenstöcke von roher und brutaler Hand mit einem scharfen Instrument abgeschnitten worden. Welchem Motiv diese That entsprungen, ist augenblicklich nicht festzustellen; anzunehmen ist nur, daß persönliche Rachsucht die Veranlassung dazu gegeben hat. Anscheinend ist ein Schnittmesser, welches Holzarbeiter gebrauchen, dazu verwendet worden. Diese Brutalität hat unsere ganze Stadt in Aufregung versetzt; zumal diese schönen und aus allen Gattungen bestehenden Rosen die Freude und der Stolz der Bürgerschaft waren und auch jeder Fremde, welcher Sonnewalde passirte, seiner Verwundung über diese köstliche Zierde Ausdruck gab. Es wäre sehr wünschenswerth, daß der Vollbringer dieser ruchlosen That zur Anzeige gebracht würde.

26.07.1884

Kirchhain. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wurden dem Fleischer und Kaufmann Julius Hensel mittelst eines zweispännigen Fuhrwerks 60 Garben Getreide vom Felde gestohlen. Für die Ermittelung der Thäter ist eine Belohnung ausgesetzt.

29.07.1884

Die Unsicherheit unserer Straßen scheint mit jedem Tage zuzunehmen. So schlichen am Sonntag Abend in der Nähe des „Gasthaus zum grüner Berg“ mehrere junge Burschen (Dienstknechte aus Kirchhain) mit gezogenen Messern umher und warteten auf den im Lokal befindlichen Schmied des Gutes Kleinhof. Nur durch Unterstützung mehrerer Bahnbeamten, welche mit ihren Laternen die Straße erleuchteten, was es möglich, den Schmied sicher nach dem Kleinhof zu bringen. Die Raufbolde mußten erst mit Gewalt vertrieben werden. Trotzdem dieselben hierbei ihre gehörige Tracht bekamen, schlichen sie sich dennoch nach einer halben Stunde an Jeden des Weges kommenden dicht heran und zogen sich erst zurück, nachdem sie sich von der Persönlichkeit des Ankommenden überzeugt hatten. Es wäre wohl im Interesse der öffentlichen Sicherheit dringend zu wünschen, daß derartige Wegelagerer aufs Strengste bestraft würden, da auf polizeilichen Schutz in dieser Gegend nicht zu rechnen ist.

16.08.1884

Hennersdorf. Mitte voriger Woche verließ der Arbeiter Streubel, angeblich aus Elsterwerda und etwa 50 – 60 Jahre alt, das Kiesel´sche Gasthaus, um, weil er sich krank fühlte, Aufnahme im Krankenhause zu Kirchhain zu suchen. Sein Zustand scheint aber ein sehr bedenklicher gewesen zu sein, denn am Sonntag fanden Kinder den St. ganz in der Nähe des Dorfes in einer dichten Schonung todt vor. Auf nunmehr erfolgter Anzeige Seitens des Gemeindevorstehers erschien die Gerichtskommission nebst dem Herrn Dr. Koenigsmann, um den Thatbestand aufzunehmen. Dr. K. bestätigte, daß weder Mord noch Selbstmord vorliege, sondern daß der St. an einer inneren Krankheit gelitten, zu der noch ein Schlagfluß getreten sei. Die Gemeinde Hennersdorf muß den mittellosen Todten auf ihre Kosten beerdigen.

28.08.1884

Kirchhain. Ein noch sehr jugendlicher, aber trotzdem schon recht verkommerner Vagabund wurde am Sonnabend in Buckowien in der Person des 10 jährigen Carl Beege aufgegriffen und an den Amtsvorsteher Herrn Gläsel in Prießen abgeliefert und alsdann am Montag früh nach Kirchhain überführt. Hier gab er an, daß er Carl Lehmann heiße, aus Lieskau bei Finsterwalde gebürtig sei und am Freitag in Begleitung eines 13 jährigen Freundes, welchen er inzwischen beim Versteckspielen verloren, die elterliche Wohnung verlassen habe. Daraufhin fuhr der Polizei-Sergeant Lahn in Begleitung des Burschen nach Lieskau, wo den letzteren jedoch Niemand kannte. Der Bursche besaß sogar die Frechheit, das erste beste Haus als das seines Vaters zu bezeichnen. Jetzt wurde der Bursche nochmals gründlich ins Verhör genommen und nun gestand er denn endlich, daß er der unehel. Sohn der Müllers Lehmann aus Cottbus sei, was sich denn auch nach eingegangenen Recherchen als richtig herausstellte und wird derselbe nun, nachdem er sich schon über drei Wochen vagabondirend umhergetrieben, seinen Eltern wieder zugeführt werden.

04.12.1884

Finsterwalde, 29. November. Der Tagearbeiter Schmidtchen aus Dollenchen war heute vor acht Tagen mit mehreren Arbeitern bereits auf dem Heimwege von der Arbeit im Wormlager Lugk, als er, um etwas von seinem vergessenen Handwerkszeuge zu holen, nochmals zur Arbeitsstätte sich begab. Von dort ist er nicht mehr zurückgekehrt und hat man trotz vielen Suchens ihn bis jetzt nicht auffinden können. Vermuthlich hat er sich beim Schneegestöber verirrt und ist dabei ums Leben gekommen.

Die Kirchthürme zu Frankendorf und Cahnsdorf sind jetzt in ihrer Erneuerung fertiggestellt. Ueber letzteren wird von dort geschrieben: Der alte Thurm durchweg defect, wurde im Jahre 1883 bis auf die Höhe des Kirchdaches abgetragen. In dem Knopf fand man eine verlöthete Kupferbüchse, die eine Urkunde aus dem Jahre 1770 und 26 Münzen enthielt. Das Schriftstück, noch gut leserlich, erinnert so recht an die „gute, alte Zeit“, denn damals galten: 2 Schffl. Korn 22 gGr., 2 Schffl. Weizen 1 Thlr. 18 gGr., 2 Schffl. Gerste 19 gGr., 2 Schffl. Hafer 14 gGr.; 1 Groschenbrot wog 2 Pfd. 11 Loth 1½ Gr.; 1 Pfd. Rindfleisch kostete 2 gGr., auch 1 gGr. 9 Pfg., 1 Pfd. Schweinefleisch 2 gGr. 2 Pfg., 1 Pfd. Schöpsenfleisch 1 gGr. 9 Pfg., 1 Pfd. Kalbfleisch 1 gGr. 1 Pfg. Aber auch über strenge Handhabung der Gesetze liest man in der Urkunde, wonach zwei Frauen aus Cahnsdorf in Luckau mit dem Schwert hingerichtet worden sind, weil sie am Morde eines unehelichen Kindes betheiligt gewesen sein sollen. Die nunmehr neu vergoldete Kugel enthält Urkunden neuesten Datums, welche der Nachwelt über besondere Vorkommnisse, Preise, Verwaltungsbehörden, Bauherren etc. nebst den neuesten Münzsorten berichten werden. Die Form des neuen Baues ist ganz nach dem Styl des alten Thurmes durch die Herren Mauermeister Degner und Zimmermeister Richter-Luckau ausgeführt, mit dem Unterschiede, daß für das alte Blechdach ein schönes Schieferdach hergerichtet worden ist.

09.12.1884

Calau, 7. Dezember. Am heutigen Tage wollte hierselbst die verehel. Schuhmachermstr. Therese R. von hier durch Einnehmen von Gift ihrem Leben ein Ende machen. Die p. R. hatte am 3. d. Mts. sich eines Diebstahls beschuldigt und schritt zu dieser That aus Furcht vor Strafe. Ein sofort hinzugerufener Arzt rettete sie vom Tode. Vor Kurzem stand selbige Frau bereits unter Anklage wegen eines größeren Diebstahls, da aber die Beweise fehlten, erfolgte Freisprechung.

Vor einigen Tagen wurde im Stadtpolizeibezirk Calau eine Frauensperson festgenommen, welche angab, sie sei von Sedlitz und wäre ihr Alle vor Kurzem verbrannt, darunter auch 4 Kühe. Dieselbe hatte sich durch ihr trauriges Benehmen allerhand Kleidungsstücke zusammengebettelt. Man hat es hier mit einer Schwindlerin zu thun und soll dieselbe aus Nehesdorf bei Finsterwalde eine gewisse Wittwe Müller sein. In Ogrosen sowie in mehreren anderen Ortschaften hat sie ihr betrügerisches Spiel bereits ausgeführt. Man fand bei ihrer Festnahme 12 Hemden, 10 Paar Strümpfe, mehrere Röcke, 5 Tücher, ein großes Stück Leinewand und verschiedene andere Sachen, darunter auch Geld vor. Es hat dieselbe nun ihrer Bestrafung entgegen zu sehen.

13.12.1884

Im Anschluß an den in Nummer 145 gebrachten Mordversuch sind wir in der Lage mittheilen zu können, daß die verehel. Schuhmachermeister Robert Rammlow zu Calau, welche sich am Sonntag durch Karbolsäure vergiftet hat, in der Nacht vom 9. zum 10. d. Mts. unter schrecklichen Schmerzen ihren Leiden erlegen ist.

18.12.1884

Das die Hausbettelei noch nicht ganz aufgehört hat, und es immer noch Leute giebt, welche einen reduzirt aussehenden Menschen durch Geldunterstützung zu helfen suchen, ist bekannt. Leider kommt die Unterstützung gar zu oft an den Unrechten, wie nachstehender Fall beweist: Vor Kurzem trieb sich eine ärmlich gekleidete Gesellschaft in dem Dorfe Ossagk herum und schnorrte einiges Geld zusammen. Statt nun dasselbe rathsam zu verwenden, begab sie sich in eine Schankwirthschaft und verjubelte das Geld urfidel in Lagerbier.