Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 9 / 1935


Hochverehrter Durchlauchtigster Fürst! Gnädiger Herr!
Ihro Hochfürstl. Durchlaucht nächst mein untertänigstes Gebet vor Dero gesundem langen Leben gesegneten Regierung und hochfürstl. Wohlsein hiermit anzugehen, veranlaßt mich die gnädige Zuneigung zu Dero Priestertum, das mir verliehen, Derselbo mein Anliegen in untertänigster Demut zu entdecken. Weil mir an meinem ordentlichen Deputat jährlich im Dorf Lichterfeld ein Erkleckliches zurückgeblieben, daß über 100 Gulden in den 15 Jahren meines Pfarramts müssen entbehren. Und obgleich der hochselige Herr Vater gnädigst befohlen, weil die wüsten Bauerngüter vom Amt hierselbst genützet würden, daß mir die pro rata etwas davon werden sollte, so habe ich doch keinen Dreier empfangen, ersehe mir auch keine Hoffnung zu dem Meinigen zu gelangen. Wie mir nun hierdurch nicht geringer Schaden zuwächst, daß auch jetzo wohl benötigt wäre, indem ich meinen ältesten Sohn 8 Jahre mit großen Unkosten auf Schulen, Gymnasium zu Coburg und jetzo in Leipzig auf der Akademie halte. Die beiden anderen in Torgau bei den Schulen im 3. Jahre sind, Ihre kurfürstl. Durchlaucht aber ungern um ein Subsidium anflehen mag, es gebe Gott künftig Gnade, daß sie auf Universitäten Ihrer hochfürstl. Durchlaucht hohen Gültigkeit durch gnädige Zuwendung der von Dero hochseligen Vater gestifteten Stipendi genießen könnten. So mich Gott erhält, werde mir auch ferner angelegen sein lassen, notdürftig Unterhalt nach meinem armen Vermögen zu verschaffen, desto leichter aber solches auszurichten, wünsche ich mir einige Erleichterung meiner beschwerlichen Haushaltung, damit ich, was ich sonsten meinen Kindern zum besten anwenden sollte, dem Gesinde und den armen Leuten geben könnte. Hierzu aber zu gelangen, sehe ich kein anderes Mittel als Ihro hochfürstl. durchl. hohe Gnade. So mir nun die Kühnheit nehmen dürfte, weil Ihro hochseliger Herr Vater vor seinem Abscheiden aus der Welt mir eine solche Hofffnung zu ein paar Dotatien durch gnädigen Befehl zu unterthänigsten Bericht machte. Damals aber nicht erfahren können, was zugedachter Gnade gehindert bitte wo nicht 2 doch einen Dotalen wo und wie dieselben missen könnten gnädigst zu einer Subvention zu gönnen gehorsamst bitte. Wenn nicht, so bitte ich mein Deputatholz im Winter nach Bestellung der Aecker durch Ihre Untertanen solchen anfahren zu lassen und mein bißchen Getreide durch ein paar Gärtner ausdreschen zu lassen. Allezeit dankbar erweisend möge Gott es in reichem Maße vergelten und mit Segen beschütten.
     Finsterwalde, den 3. September 1693.
         Christian Roting, Pfarrer.
Jungrichter, Sallgast.