Niederlausitzer Fundgrube

Nachrichten, was vor Personen und Materialien bey denen Elb-Holz-Flößen gebraucht werden.

Abschrift aus "Leipziger Intelligenz-Blatt 1766 No. 4"
(digitalisiert von Google, abgeschrieben von Bernhard Wagner)


Die Ueberlasser sind hier die ersten, diese, nachdem von denen Arbeitern oder Flösers-Leuten das an der Bach hinaus auf das Land ausgesetzte Holz eingeworfen und bis in den Schutz geflößet, eröffnen diesen Schutz, lassen das Holz heraus, und flößen solches über hiesiges Mühlen-Wehr bis in den fördern Schutz ohnweit der Bindung. Alle Arbeiter bey der Flöße müssen zu ihrer Verrichtung einen Flooß-Haaken haben. Sodann kommen die Zuflößer, eröffnen diesen Forder-Schutz, und nehmen nach und nach so viel Holz, als des Tages weggebunden werden kann, heraus, bis an den Steg der Bindung, und flößen solches an denen Vorlagen oder Führgelege hin, in den Fang auf der Elbe an die Bobletsche oder die Bobertz genannt. Hier ziehen die Aufzieher mit ihren Aufziehe-Haaken das Holz aus dem Wasser heraus auf ersagte Bobletsche, vielmalen auch müssen sie in das Wasser hinein treten und solches Holz mit denen Händen auf die Bobletsche legen. Alsdenn nimmt es der Binder, leget solches an den Knecht, nachdem er ihn vorgesetzet und solchen oben mit dem Zaume, damit er nicht umfalle, angehangen, auf die Glatt-Stangen, zu 4. 5 und 6 Scheiten hoch, fähret also ordentlich schrege fort, bis er siehet, daß zum ersten Verband genug ist, welches ohngefähr 30 Scheite ausmachet, und das hintere Haupt der Tafel genennet wird; alsdenn stecket er eine Latte, worein an dem starken Orte ein Kerb gemacht ist, an der Glattstange unter dem Holze hindurch, hänget in solchen Kerb eine Klaue ein, windet oder drehet solche etlichemal, und nimmt wiederum eine Latte, welche ebenermaaßen einen Kerb, oben auf dem Holze der untern gleiche hin hat, hänget eben dieselbe Klaue mit den obern Theile in sothanen Kerb der obern Latte und ziehet solche an. Ist dieses geschehen, so hat er seinen Bund, und einem Würgel, stecket den Würgel mit einem Orte in das Auge des Bundes, lässet ihn auf der obern Latte liegen, und umwindet mit diesem Bunde die unterste Latte gleich am Holze, und sodenn die Spitze des Bundes am Bunde hinauf; alsdenn nimmt er den im Auge steckenden Würgel, stecket solches Ende, welches durch das Auge etwas durchgehen muß, unter die obere Latte an seiner Seite, das andere Ende des Würgels aber wird unter die Latte der andern Seite gezwungen, und dadurch der Bund angespannet. Und also geschiehet es auch auf der andern Seite von dem andern Binder, mithin creutzweise gegen einander. Dieses Haupt also zwischen vier Latten ist fertig, der Binder nimmt den Knecht, an welchen sich das Haupt angelehnet hat, hinweg, und hebet damit solches von denen Glatt-Stangen ab und schiebet es ins Wasser. Der Binder setzet alsdenn den Knecht vorwärts an dem Häusel und der Glattstange in die Höhe, leget die obere Latte auf das in solchen oben eingesteckte Pflöckgen, die unterste Latte aber bleibet an der Glattstange hinauf auf dem Häusel liegen, da sie denn durch das Binden nach und nach mit fortgerücket und immer eine andere mit eingebunden werden muß, desgleichen auch mit der obern Latte geschiehet.
Nun fängt der Binder das erste Beschlahe an dem Haupte der Tafel an, leget das Holz wieder ordentlich zwischen die Latten auf die Glattstangen, fähret damit fort, bis das Beschlahe voll ist, welches ohngefehr 2, 2½ auch 3 Ellen nach Beschaffenheit derer Latten lang gemachet wird, verbindet und verwürgelt solches, wie vorher gemeldet, hebet es wieder von denen Glattstangen ab, und fähret also fort, bis die Tafel fertig ist. Diese wird sodann von da weg und unter die Habe geschauet oder geschaffet, und allda angehangen. Der Binder aber fängt wiederum auf eben bemeldte Art von neuem an. Jede Tafel wird mit einer Wiede an die andere angehangen.
Sind sechs solche Tafeln fertig, so wird ein Floß angefangen. Die ersten 6 Tafeln werden oben gleich genommen, und machen an dem Flosse zusammen das hintere Haupt aus. Auf diese Tafeln wird die Queere hinüber, etwas abwärts vom Haupte, eine Hauptstange geleget, solche an jede Tafel mit einer Rochel und einem Spänner scharf angezogen angespannet und der Spänner allemal mit einer Wiede an die Latten angehangen, damit er nicht zurück gehen kann. Auf diese Hauptstange werden 6 Rüssel-Scheite mit dem einem Orte geleget, und auf diese Scheite, etwas rückwärts der Hauptstange, das Rüssel-Holz, dieses wird wiederum mit Rüssel-Kränzen durch die Spänner scharf angespannet, und diese wiederum angehangen werden; zwischen der Hauptstange und dem Rüsselholze aber kommen in einer gehörigen Weite zwey büchene Schricke. Auf die Mitte des Rüsselholzes aber zwischen zwey Rungen kommt die Petsche zu liegen.
Nun fängt man an zu Vergerben. Die andern und dritten sechs Tafeln werden an oder hinter einander angehangen, und diese 18 Tafeln machen die Länge des Flosses. Alle Tafeln werden mit Hängewieden an einander zusammen gezogen und zusammen gehangen. Dann werden von einer Seite des Flosses über die Tafeln lang hin, gegen die andere Seite hinüber, und eben so wiederum herüber über das Kreuz die Gerbestangen etwas lang verzogen und geleget, welche auf den ganzen Floße vier halbe Kreuze ausmachen, diese werden mit Rocheln an die Latten derer Tafeln zu unterschiedenenmalen scharf mit denen Spännern angezogen und befestiget, als wodurch nunmehr das Floß seinen Halt erlanget. In dem Wechsel der letztern angestoßenen 6 Tafeln kommt der Born, worzu 6 starke Bornscheite gehören, auf solche das Bornholz, welches durch 6 Bornkränze und Spänner wiederum scharf angespannet und befestiget wird. In dem Born selber aber drey büchene Schricke, welche nebst denen obigen beyden, bey dem Stellen in den Grund gelassen werden, um das Floß zu erhalten. Sodann wird das fordere Haupt des Flosses, auf eben die Weise wie beym Hinterhaupte gemeldet, jedoch ohne derer beyden Schricke, volleind angespannet und die Petsche aufgeleget. Endlich werden noch die Stühle geleget und befestiget, als womit das Floß fertig und zum Abfahren präpariret ist. Und dieses alles zusammen wird das Anrichten genennet. Hierauf nun folget, was diese hierbey übliche Wörter und Benennungen eigentlich in sich fassen; nämlich:
Ein Ueberlasser. Ist derjenige Flößersmann, welcher das Holz aus dem Schutze heraus und in den andern einflößet.
Floßhaacke. Dieser bestehet in einem Zug und Stoße mit einer Tille, worein eine leichte Stange befestiget. Der Zug ist so krumm, damit das Holz ab- und angezogen wird. Der Stoß so etwas schief, das Holz damit fortzustoßen, beyde sind spitzig und gestählt.
Vorlage oder Vorgelege. Ist dasjenige lange Holz, welches zu beyden Seiten der Bach an der Bindung hinaus bis an und über die Bobletsche geleget werden müssen, und wovor Pfähle hinaus eingeschlagen werden, damit kein Holz durchschwimme, daher solches zugleich mit den Rechen und an der Boberze den Fang ausmachet.
Boletsche oder Boberze genannt. Diese bestehet aus 4 Hölzern, welche an beyden Orten in einer mäßigen Weite mit einer Kliste oder schwachen Stange von etwan 4 Ellen, mit Wieden und Nageln gebügelt oder genagelt werden. Hierauf werden schwache Breter genagelt, welches also der Boden, oder Bobletsche ist. Es wird aber auch darauf erfordert, zu zweyen Bändern oder einer Bindung, ein Häusel, welches zu 7 bis 8 Scheiten, in einem Dreyangel gelegt und gut befestiget, bestehet. Auf dieses Häusel kommen auch befestigete Glattstangen, welche also hier erhöhet und über die Bobletsche anhangend in das Wasser gehen, damit die Tafeln darauf abgehoben und ins Wasser gelassen werden können. Die Glattstange selbst aber ist einer starken Vermachstange gleich, und 7 bis 8 Ellen lang. Ferner ist am Häusel eine von etlichen Wieden zusammen gedrehete lange Wiede, welche beynahe die Queere über die Bobletsche reichet, welches der Zaum genennet wird, und bey jedem Binder ein Knecht, welcher schwach und einem Hebebaume gleichet. Dieser dienet, wenn zu binden angefangen und das Holz auf die Glattstangen geleget wird, daß er die Queere vorgesetzet und oben mit dem Zaume angehangen werde, damit das Holz an solchen sich anlehne, damit es nicht auseinander falle, bis das Haupt fertig ist. In diesen Knechten oben sind drey und vier Löcher eingebohret, damit die oberen Latten auf das hineingesteckte Pflöckgen aufgeleget werden können, so dann auch, daß dieses Pflöckgen nach dem Fallen und Wachsen des Wassers hoch und niedrig gestecket werden mag.
Die Latte. Ist eine Hopfenstange, nur daß solche auf zwey Seiten etwas behauen ist.
Klaue. Sind drey an einander gebundene und in die Rundung zusammen geflochtene Wieden.
Bund oder Bunde. Sind wiederum drey zusammengeknüpfte Wieden, so aber lang bleiben.
Würgel. Ist ein Ast eines Daumens stark, und etwan 5 Viertel Elle lang.
Wiede. Ist ebenfalls ein Ast eines Daumens stark, und je länger je besser; muß aber gedrehet werden, welches also geschiehet: Es wird diese Wiede in das in eine Säule gebohrte Loch mit dem starken Orte gestecket, und mit einem Pflocke befestiget, alsdenn wird die Spitze um den dazu gehörigen schwachen kurzen Stecken umschlungen, mit solchem Stecken, jedoch nicht zu viel, gedrehet, und der Länge nach an den Stecken umschlungen, und immerzu sachte mit gedrehet, bis ganz an den Einschlag, da denn der Pflock herausgeschlagen und die Wiede von dem Stecken abgenommen wird.
Auge. Ist ein Knoten, welcher an dem starken Orte der Wiede gemacht wird.
Beschlahe. Ist dasjenige Holz, welches vom Haupte oder ersten Verband an, bis zum andern Verband, welches 2½ auch 3 Ellen nach Gelegenheit der Latten, lang, auf die Glattstangen in die Latten geleget und verbunden wird.
Tafel. Eine Tafel bestehet aus dem Haupte und 9 bis 10 Beschlahen.
Floß. Das Floß aber aus 18 solchen Tafeln, und noch 2 dergleichen Beytafeln.
Hauptstange. Der Name ist groß, die Stange aber schwach. Einer Vermachstange gleich.
Rochel. Ist eine rund zusammen gebundene und verdrehete Wiede.
Spänner. Sind schwache Scheite und Tremmel.
Rüsselscheit. Ein starkes Scheit Holz.
Rüsselholz. Hat einen großen Namen, ist aber weiter nichts, als eine gute Vermachstange.
Rüsselkränze. Bestehen aus 4 zusammen geknüpften und in die Rundung gewundenen Wieden.
Schricke. Sind Stücken von 5 bis 6 Ellen schwachen Buchen, denen starke Vermachstangen am Stamm-Ende gleich.
Rungen. Sind zwey Stücke Holz, jedes einer Ellen etwan lang, und ohngefehr zweyer Finger breit stark.
Petsche. Sind denen Schiffrudeln gleich, bey weitem aber nicht so stark, auch nicht so lang; womit das ganze Floß regieret wird.
Vergerben, welches auch Anrichten genennet wird. Ist, wenn sämmtliche Tafeln zusammen in ein Floß gebracht, mit Stangen kreuzweise überlegt und alle Tafeln etlichemal durch Wieden und Spänner an solche Stangen befestiget und angespannet werden.
Hängewieden. Sind, wie oben die Bindewieden, drey zusammengeknüpfte und verdrehete Wieden.
Gerbestangen. Sind lange Stangen, nicht eben zu stark, wovon ein Mann eine trägt wo er hin will.
Born. Ist der Wechsel derer letzten zusammengestoßenen Tafeln.
Bornkranz. Sind wiederum 4 zusammengeknüpfte und im Kranz gewundene Wieden.
Stühle. Deren zwey sind, einer von 5, der andere von 4 Schwarten, worauf die Floßleute mit der Petsche gehen und handthieren können.
Floßende. Wird zu jedem Floße eines erfordert. Ist 24 bis 25 Claftern lang und von mittler Stärke.
Steuermann. Der die Fahrt der Elbe verstehet, und das Floß darnach regieret.
Stangenschlepper. Welcher die Stangen und den Bindezug vom Floße aus der Elbe auf das Land ziehet, und zusammen stoßweise schaffet, bis solcher mit dem Schiffe abgeholet werden kann.
Auswäscher. Welcher das Holz aus der Elbe heraus nimmt, und solches auf das Land in eine Reihe stößet, allda es auf Wagen geladen und in den Holzhof gebracht wird.