58. Labiau: Die Burg: im Kern 13. Jahrhundert

aber auch die drei großenbischöflichen Burgen, Heilsberg, das die schönste und besterhaltene Anlage des Landes überhaupt ist, Allenstein, das neuerdings als Wohnsitz des Regierungspräsidenten zu neuer Bedeutung gekommen ist, und Rössel, dessen einer Flügel allerdings durch einen Umbau des Jahres 1822 gröblich verunstaltet und das in der gleichen Zeit der Hofumgänge und der äußeren Wehrmauern mit dem schönen Haupttore beraubt worden ist.
    Die Ordensburgen sollten Zwingburgen sein und ein wehrhaftes Geschlecht schob sie bis tief in das Land des Feindes selbst hinein. Die Gliederung in Vorburg und Hauptburg, denen bei größeren Anlagen noch die Mittelburg hinzukam, war die bräuchliche, die aus der alten Heimat und deren Bauweise mitgebracht worden war. Die ersten festen Häuser schwanken noch ein wenig in der Grundrißführung. Da aber die Gestalt des neuen Landes regelmäßigen Bauten nirgends den zwingenden Widerstand der Bergländer entgegensetzte, so überwog bald, wenigstens für das Haupthaus, der regelmäßige, rechteckige Grundriß vollständig. Je nach der Stärke und Bedeutung des Hauses

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59. Königsberg: Veste Friedrichsburg am Pregel.
1675 vom Großen Kurfürsten gegründet, im 19. Jahrhundert ausgebaut.
Der Torbau stammt von Friedrich Wilhelm IV.
(Aufnahme der Meßbildanstalt)

umgaben es ein oder mehrere Ringe von Wall, turmbewehrter Wehrgangsmauer und Graben. Aus deren Mitte erhoben sich dann die Wände des Hauses selbst, stark und fest, mit spärlichen Oeffnungen nach außen, nach außen und nach innen gekrönt von einem zusammenhängenden System von Wehrgängen, das in Verbindung mit dem Hauptturm die letzte Zuflucht der Verteidiger sein sollte in ihrer höchsten Not.
    Waren es aber auch wehrhafte Bauten und sollten sie auch nur Kriegsmänner beherbergen, so entbehrten sie doch keineswegs des Schmuckes, so war ihren Erbauern doch keineswegs die Freude am Schönen fremd und das Vermögen, Schönes zu gestalten. Die reichen Giebel, die sich auch nach außen über den schlichten Wänden erhoben, kündeten selbst dem Feinde den Stolz und die überlegene Gesittung des Ordens. Reicher wurde der Schmuck schon an den dem Burginnern zugekehrten Außenwänden angewendet, um hier an den Portalen, an den Umgängen der Innenhöfe und ähnlichen Orten seine höchste Steigerung zu erfahren und bis zu Höhepunkten zu gelangen, wie die goldene Pforte in der Marienburg einer ist.

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Ostpreußische Fundgrube